Planspiel “Energieversorgung und erneuerbaren Energien” im Jg. 11 – Schülerinnen in der Rolle von Politikerinnen
- Categories gesellschaftliches Engagement
- Date 18.08.2023
“Sie wollen ja wohl nicht, dass der Windpark am Ende in eine andere Stadt abwandert?”
“Sie gefährden mit diesen Höllenrädern den Tourismus unserer Stadt.”
“Wenn man die Windräder effizient baut, dann könnten Einnahmen sogar direkt zurück in die Bürgerschaft gehen.”
(Zitate aus der Gemeinderatssitzung -siehe unten)
Am Mittwoch, den 12. Juli sind die Schüler*innen des Jahrgangs 11 in die Rollen von Bürger*innen, Wissenschaftlern und Politiker*innen der Stadt Windigstadt geschlüpft bzw. in die Rolle von Mitgliedern der Schulgemeinde der Halwachs-Schule. Sie haben in drei verschiedenen Gruppen eines der zentralen Probleme unserer Zeit diskutiert – die Energieversorgung einer Gemeinde bzw. einer Schule. In zwei Gruppen stand die Windkraft im Vordergrund und in einer Gruppe ging es um die Installation von Photovoltaik in der Schule.
Die Schüler*innen haben auf hohem Niveau diskutiert und ihre Rollen sehr ernst genommen, egal ob sie nun die Rolle “Grünes Windigstadt” oder der Partei “Liberales Windigstadt” einnahmen oder Teil der Bürgerinitiative „Wir wider Wind“ waren. Die Komplexität des Problems und die Interessenkonflikte wurde schnell offenbar und die Zielkonflikte zwischen Klimaschutz, sicherer und bezahlbarer Energieversorgung, Standortbedingungen für die Wirtschaft und Naturschutz sofort offensichtlich. Auch die Finanzierung und die langfristigen Folgen mussten diskutiert werden, so dass die Schüler*innen sich u.a. mit der Höhe der Grundsteuern und Ertragssteuern auseinandersetzen mussten.
Sie haben harte Verhandlungen geführt und nach einem Kompromiss gesucht, der für alle tragbar ist – wie im wahren Leben. Dabei wurden bspw. auch unterschiedliche Standpunkte innerhalb der Parteien und ihren Abgeordneten klar. Dies ist eine wichtige Erkenntnis für jungen Erwachsenen, die auch in der Abschlussreflexion und der Analyse der Rollen zur Sprache kam.
Im Übrigen: Am Ende hat sich die Schule auf zwei Photovoltaikanlagen geeinigt. Die Bürger*innen Windigstadts haben sehr hart um Kompromisse gerungen und der Gemeinderat hat schließlich beschlossen Windkraftanlagen, unter bestimmten Auflagen und unter mittlerer Belastung bei den Ertragssteuern, zu erlauben.
Wir danken den sechs Teamern vom Civic Institute, die die Planspiele durchgeführt haben, sehr herzlich und sagen außerdem Danke an die Hessische Landesenergieagentur (LEA) für die Finanzierung dieses großartigen Projektes!
Marc-André Herd und Nicole Krüger
Auszüge aus der Gemeinderatssitzung Windigstadts – ein inhaltliches Protokoll:
Herr Renson von der “Nationalen Partei” sagt, dass der Tourismus in Windigstadt massiv gefährdet werde. In diesem Zusammenhang ergänzen einige Teilnehmende der Sitzung, dass diese “Höllenräder” den Bürgern Angst machen würden und sie nicht zuletzt den Schlaf geraubt bekommen könnten. Dabei seien einige sogar erst vor kurzem auch aus Gründen des Wohlfühlens extra aus Pappenstadt nach Windigstadt gezogen. Mit den Windrädern sei aber auch ein Rückzug der Würmer und Eichhörnchen zu befürchten, auch wenn dies insgesamt nur ein kleines Problem darstellt. Vieles davon sei berechtigt, unterstützte der Jäger Lamin Aschet von den Konservativen Windigstadts. Man hätte kein Recht, die Natur einfach zu zerstören. Insgesamt sei so das wunderschöne Windigstadt in seinem Ansehen gefährdet ist.
Andererseits würden internationale Forscher würden nach Windigstadt kommen, um die neuesten Windkraftanlagen zu erkunden und zu beobachten. Doch dies seien teilweise Fehlinformationen, beklagte der Tourismusverband. Denn kein Tourist wolle wegen Windrädern nach Windigstadt kommen, sondern wegen der schönen Landschaft und Natur. Dies gefährde man jedoch leichtfertig mit Bau der Windräder.
Jedoch, so ergänzte die Initiative “Wir für Wind”, könne in dem Bau auch eine Chance für den Tourismus bestehen. So werde der Standort weiter gestärkt. Insbesondere wenn die Windräder sehr effizient gebaut würden.
Gerade in Bezug auf die Effizienz ergänzte Herr Renson (Nationale Partei) jedoch, dass z.B. in Sturmhausen deutlich mehr Wind sei und forderte Herrn Richtig vom Institut INE auf, Stellung zu beziehen. Dieser stimmte teilweise zu, ergänzte aber auch, dass man “allerdings sicher nicht will, dass der Windpark in andere Städte wandert”. […]