
Zeitzeugengespräch der Klasse 10e:Eine bewegende Reise in die Geschichte der DDR und der Wiedervereinigung
- Categories Engagement
- Date 13.11.2025
Am 13. November durfte die Klasse 10e im Fach Gesellschaftslehre zwei ganz besondere Gäste begrüßen: Gabriele Amling und Manfred Konopka Amling, ein Ehepaar aus Naumburg in Sachsen-Anhalt, das sein Leben viele Jahrzehnte in der DDR verbracht hat – beide mitten im System, aber mit sehr unterschiedlichen Perspektiven.
Manfred Konopka Amling, ehemals Politiker und Verantwortlicher für den Bereich Kultur im Kreis Naumburg, zeigte eindrucksvoll auf, wie sehr politische Strukturen den Alltag beeinflussten. Seine Frau, die ehemalige Lehrerin, stellvertretende Schulleiterin sowie Sport- und Biologielehrerin Gabriele Amling, nahm die Schülerinnen und Schüler anschließend mit auf eine ebenso persönliche wie dramatische Reise: ihre Fluchtgeschichte.
In einem lebendigen, authentischen und äußerst eindrucksvollen Vortrag erzählte sie von mehreren Fluchtversuchen mit ihren drei Kindern – über Ungarn und die Grenze nach Österreich, von gescheiterten Versuchen, von Verhören und einer Nacht im Gefängnis, in dem die ganze Familie festgehalten wurde. Sie berichtete von der Rückkehr in die DDR, dem damit verbundenen Gefühl der Hoffnungslosigkeit und vom wachsenden Entschluss, dennoch zu fliehen. Besonders bewegend waren ihre Schilderungen des Mangelsystems, der politischen Verlogenheit im Schulalltag und der eingeschränkten Reisefreiheit – Erfahrungen, die sie letztlich zur Entscheidung führten, ein neues Leben wagen zu wollen.
Sechs Wochen vor dem Mauerfall gelang schließlich die Flucht über die Prager Botschaft. Mit ihren Kindern im Arm stieg sie in jenen Zug, der sie in die Freiheit und nach Westdeutschland brachte. Gabriele Amling berichtete eindrucksvoll davon, wie herzlich sie dort aufgenommen wurde, welche Begegnungen sie geprägt haben – und wie schwer der Neuanfang dennoch war. Offen teilte sie, warum sie später wieder nach Naumburg zurückkehrte und welche Herausforderungen sie begleiteten, als sie ihren Beruf weder im Westen noch im Osten wieder ausüben durfte.
Die Klasse 10e hörte gebannt zu, stellte zahlreiche Fragen und zeigte großes Interesse an den detaillierten, ehrlichen und zutiefst menschlichen Eindrücken aus einer Zeit, die für sie heute oft weit entfernt wirkt.
In einer sehr warmen und wertschätzenden Abschlussrunde bedankten sich die Klassensprecher bei den Gästen und überreichten kleine Geschenke. Bei Getränken und Snacks entstand eine offene, herzliche Atmosphäre, in der Schüler*innen und Zeitzeugen noch einmal ins Gespräch kamen.
Eine besondere Ehre war der Besuch unserer Schulleiterin Sabine Gatzweiler, die eine Stunde an der Veranstaltung teilnahm und sichtbar beeindruckt war von der Authentizität und Tiefe des Gesprächs.
Der Vormittag hinterließ bei allen Beteiligten einen bleibenden Eindruck. Für die Klasse 10e war es weit mehr als eine Geschichtsstunde – es war ein lebendiges Stück Zeitgeschichte, das sich in persönlichen Worten, echten Emotionen und wertvollen Begegnungen zeigte.
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