Waldprojekt am Naturfreundehaus
- Categories MINT
- Date 13.07.2022
Seit über 25 Jahren ist das Waldprojekt unter der Leitung von Herrn Schönig ein fester Bestandteil unseres Schulprofils. Für alle 5. Klassen findet am Ende des Schuljahres eine Zeltübernachtung mit verschiedenen Lernerfahrungen rund um das Ökosystem Wald statt. Bis 2006 wurde es auf dem Jugendzeltplatz “Wildpark“ bei Groß-Gerau durchgeführt, seit 2007 findet es auf dem Jugendzeltplatz Junkerwald in Schloß Nauses bei Höchst statt.
Im Vordergrund steht die Begegnung mit der Natur und hier vor allem die Erkundung und Charakterisierung des Ökosystems Wald aus erster Hand durch unmittelbares Erleben. Bewegungs- und Wahrnehmungserfahrungen, wie sie im Wald in vielfältiger Form möglich sind, bedeuten immer Körpererfahrung und somit auch Selbsterfahrung der Schüler*innen.
Ein elementarer Punkt bei diesem Projekt ist das Prinzip: „Schüler*innen lernen von Schüler*innen“! Aus diesem Grund gibt es immer ein ausgewähltes Team an Schüler*innen aus den Jahrgängen 10-12, die unterstützen, helfen, lehren, motivieren, organisieren und stets Ansprechpartner für die Kinder in allen Belangen sind.
Aus schulorganisatorischen Gründen sowie der Belegung des Zeltplatzes in Schloß Nauses konnte das Waldprojekt in diesem Schuljahr leider nicht für alle Klassen angeboten werden und so musste für die Klasse 5b ein geeigneter Ausweichort gefunden werden. Dank der Unterstützung der Naturfreunde Ober-Ramstadt sowie der Pächterin des Naturfreundehauses Jeanette Rückert konnten wir unterhalb desselben unsere Zelte aufschlagen und die sanitären Anlagen des Hauses nutzen. Herzlichen Dank dafür!
Am 7.07.2022 machte sich die Klasse 5b auf zum Erlebnisort Wald am Naturfreundehaus. Nach dem Beziehen der Zelte ging es auch gleich ins Gehölz. Zunächst wurde die Klasse in Gruppen geteilt. Jede Gruppe bekam den Auftrag, verschiedene Lebewesen zu sammeln und zu bestimmen. Hierdurch erhielten sie einen ersten Eindruck der vielfältigen Lebensbeziehungen im Wald, dem Stoffkreislauf und dem Einfluss biotischer und abiotischer Faktoren. Angeleitet wurden sie hier von den Betreuer*innen der Oberstufe, die auf sehr einfühlsame Weise auf die Schüler*innen eingingen, ihnen Tipps gaben oder beim Bestimmen halfen. Der Großteil von ihnen nahm bereits am letzten Waldprojekt vor der Coronazeit teil und war entsprechend erfahren und geschult. Am Schluss trafen sich wieder alle Gruppen und präsentierten ihre Funde. Besonders stolz zeigte eine Gruppe die gefundene Blindschleiche. Herr Schönig erklärte den begeisterten Schüler*innen, dass diese Echse ja nicht blind sei, sondern wegen ihres glänzenden Körpers „blended“. Die althochdeutsche Bezeichnung „plint“ führe deshalb zu diesem Irrglauben. Während der Vorstellung ihrer Funde bauten weitere Betreuer*innen zeitgleich verschiedene Stationen auf. Jede der Schülergruppen besuchte daraufhin im Wechsel die verschiedenen Stationen, die im Wald verteilt waren. Angeleitet wurden sie bei jeder Station natürlich wieder von den motivierten Betreuer*innen. An den Stationen wurde der Wald mit allen Sinnen wahrgenommen – der Wald bietet eine Fülle von intensiven und nachhaltigen Sinneseindrücken: Die verschiedenen Bäume haben unterschiedliche Oberflächen, modriges Holz riecht anders als frisch geschlagenes oder die Geräusche sind je nach Wetterlage und Tageszeit ganz unterschiedlich. Diese Eindrücke prägen sich tief ein, wenn man sie selbst erfährt. So sollten sich die Schüler*innen beispielsweise mit verbundenen Augen die verschiedenen Oberflächen der Bäume ertasten oder sie wurden von einem/einer Mitschüler*in durch den Wald geführt, was auch das Vertrauen untereinander stärken sollte.
Danach ging es zurück zum Zeltplatz. Da uns eine Grillstelle fehlte, stärkten wir uns diesmal mit Familienpizzen aus dem Hause Castello. Zum Nachtisch gab es über dem Lagerfeuer gegrillte Marshmallows. Bei der folgenden Nachtwanderung stand das Hören der Natur im Vordergrund und so wurden u.a. Fledermäuse mittels Detektor hörbar gemacht oder die Schüler*innen verglichen, wie sich die Geräusche des Waldes im Vergleich zum Nachmittag verändert hatten. Nachdem sich die Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, ließen die Kinder ihrer Fantasie freien Lauf und sie beschrieben mit einem Blick in die Baumkronen, welche Formen und Gemälde sie erkennen konnten.
Auch dieser Ausflug kostete viel Kraft, sodass vor dem Schlafengehen noch einmal der von den Betreuer*innen vorbereitete Stockbrotteig ausgegeben und über dem Feuer gegrillt wurde. Natürlich war alles so aufregend, dass die Kinder nicht gleich schlafen konnte. Das gehört natürlich auch dazu.
Durch die Hilfe der Eltern der Klasse konnten wir morgens ein reichhaltiges Frühstück in Empfang nehmen. Frisch gestärkt traten die Schüler*innen in Kleingruppen gegeneinander an und mussten in einer Rallye verschiedene Aufgaben lösen. Die Kooperation der Schüler*innen untereinander spielte hier eine tragende Rolle. Beispielsweise wurden durch die szenische Darstellung einer Nahrungskette oder dem Erstellen einer Nahrungspyramide die Räuber-Beute-Beziehungen oder der Biotop- und Artenschutz vertieft.
Bei diesem Projekt waren alle Teile der Schulgemeinde involviert und es wäre vor allem ohne die Hilfe der Betreuer*innen nicht möglich gewesen, das Projekt durchzuführen. Ein herzlicher Dank an alle Beteiligten, allen voran Herrn Schönig, der das jedes Jahr wieder mit einer Liebe und Begeisterung organisiert, die einfach ansteckend ist!
Nicht zu unterschätzen ist der Nutzen für die Klassengemeinschaft, welche in hohem Maße gestärkt wird. Die Stärkung der sozialen Kompetenzen nach der langen Zeit des Lockdowns und der daraus resultierenden Minimierung sozialer Kontakte macht dieses Projekt besonders jetzt so unglaublich wertvoll.